Mit IPMA Level C Komplexität bewältigen und erfolgreiches Projektmanagement gestalten

Um erfolgreich im Projektmanagement arbeiten zu können, bedarf es gewisser Kenntnisse und Fähigkeiten, komplexe Projektabläufe so zu steuern und zu koordinieren, dass tragfähige Einzelergebnisse immer ein positives Gesamtresultat hervorrufen. Die Zertifizierung zum Projektmanager nach IPMA Level C befähigt Absolventen in Unternehmen der Privatwirtschaft und öffentlichen Verwaltungen Aufgaben im Projektmanagement in begrenzt komplexen Umfeldern erfolgreich wahrzunehmen und zu managen. Der erfolgreiche Abschluss der Zertifizierung in Form einer Prüfung dient dem Absolventen als Nachweis, dass er sich die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten angeeignet hat, um Aufgaben im Managementbereich wahrzunehmen.

Zulassungsvoraussetzungen, Rollenbeschreibung, Zertifizierung

Wer das Zertifikat IPMA Level C erworben hat, kann in teilweise komplexen Umfeldern Aufgaben des Projektmanagements übernehmen. Schon bei der Beantragung zur Zertifizierung muss der Antragsteller folgende Nachweise erbringen:

  • Innerhalb der letzten 6 Jahre müssen 3 Jahre Tätigkeit im Bereich des Projektmanagements in begrenzt komplexen Strukturen beispielsweise als Assistent eines Projektleiters nachgewiesen werden.
  • Alternativ kann auch eine Rolle als stellvertretender Projektleiter oder Teilprojektleiter von komplexen Projekten akzeptiert werden.
  • In Zweifelsfällen muss ein längerer Erfahrungszeitraum bis maximal 10 Jahre nachgewiesen werden.

Ablauf der Zertifizierung IPMA Level C

Kandidaten müssen, um das Zertifikat IPMA Level C zu erhalten, 80% des Kompetenzstoffes in einem begrenzt komplexen Rahmenumfeld nachweisen können. Das sind etwa 23 Kompetenzfelder des Bereiches Projektmanagement, wobei von jedem Kompetenzfeld 50% dessen Stoffes nachzuweisen sind. Die Prüfung zur Zertifizierung besteht aus 3 Teilen, der schriftlichen Prüfung, einem Bericht und einem Interview. Die Kandidaten müssen alle drei Prüfungsteile bestehen.

Zertifizierungsschritte im Einzelnen

Der Zertifizierungsprozess, der etwa acht bis neun Monate dauert, gliedert sich in folgende Schritte:

  1. Der Kandidat reicht seinen Lebenslauf mit Projektliste, Referenzen und einer Selbstbeurteilung ein. Dies muss bis zum Anmeldeschluss geschehen. Der Verein zur Zertifizierung von Personen im Management (VZPN) prüft den Antrag, erteilt bei Annahme den Zulassungsbescheid und fordert den Executive Summary Report an. Dies dauert etwa 2-3 Wochen. Der Kandidat verfasst den Executive Summary Report und reicht ihn innerhalb von 1 Monat ein. Der VZPN beurteilt den Executive Summary Report und erteilt bei Annahme den endgültigen Zulassungsbescheid zur Zertifizierung. Dies dauert etwa 3-4 Wochen.
  2. Der Kandidat legt am Prüfungstermin die schriftliche Prüfung ab. Der VZPN bewertet die Prüfung und gibt das Prüfungsergebnis bekannt. Dies nimmt etwa 4-5 Wochen in Anspruch.
  3. Der Kandidat verfasst innerhalb von 6-8 Wochen einen Bericht und reicht ihn ein. Der VZPN beurteilt den Bericht und gibt das Beurteilungsergebnis bekannt. Dies dauert etwa 1 Monat.
  4. Der Kandidat absolviert zu einem bestimmten Termin ein Interview. Der VZPN verfasst eine abschließende Beurteilung und gibt das Ergebnis bekannt. Dies nimmt etwa 2-3 Wochen in Anspruch.

Der Kandidat erhält nach jedem Zertifizierungsschritt vom VZPN einen schriftlichen Bescheid, welcher entweder eine Zulassung oder eine Ablehnung enthält. Der VPZN kann dem Kandidaten, wenn er dies für erforderlich hält, nach dem ersten und dem dritten Zertifizierungsschritt gewisse Auflagen formulieren. Nach Beendigung des Interviews wird der VZPN dem Kandidaten seinen Entscheid kommunizieren. Der gesamte Zertifizierungsprozess darf einen zeitlichen Rahmen von 18 Monaten nicht überschreiten. Hierbei ist das Datum der Zulassung zur Zertifizierung maßgebend.

Besonderheiten beim Zertifikatsprozess

Der VPZN achtet darauf, dass dem Kandidaten keine unnötigen Arbeiten aufgebürdet werden und dieser auch keine unnötigen Kosten zu tragen hat. Daher ist der Ablauf des Zertifizierungsantrages in zwei Schritte unterteilt:

  1. Erstellung und Einreichung des Zertifizierungsantrags
  2. Erstellung und Einreichung des Executive Summary Reports

Erstellung und Einreichung des Zertifizierungsantrags

Anhand des Zertifizierungsantrags prüft der VZPN die Zulassungsvoraussetzungen zur Zertifizierung nach IPMA Level C. Es geht hierbei um folgendes:

  • Der Kandidat reicht einen vollständig ausgefüllten Antrag auf Erstzertifizierung ein und fügt eine Selbstbeurteilung hinzu.
  • Der Kandidat übermittelt dem VZPN eine Datei mit allen erforderlichen Belegen, einer Kopie seiner Identitätskarte oder seines Passes.

Die Selbstbeurteilung dient dem VZPN lediglich als Hilfe bei der Einschätzung der Eignung zur Zertifizierung, hat aber sonst keinen Einfluss auf die spätere Beurteilung. Sind die Zulassungsvoraussetzungen erfüllt, fordert der VPZN den Kandidaten auf, den Executive Summary Report einzureichen.

Erstellung und Einreichung des Executive Summary Reports

Der Executive Summary Report dient zum Nachweis der Kompetenzen im Management anhand konkreter Situationen, welche in einem Referenzprojekt dargestellt sind. Der Kandidat muss darin seine problemlösende Rolle beschreiben, und diese muss den Anforderungen einer Zertifizierung nach IPMA Level C genügen.

Qualität des Referenzprojektes

Der Umfang Ihres Referenzprojektes muss 75 Stunden Ihrer monatlichen Arbeitszeit in Anspruch genommen haben. Ausserdem muss die Komplexität den Anforderungen nach IPMA Level C genügen. Die Zulassungsbedingungen erfordern eine Tätigkeit im Projektmanagement der letzten drei Jahre. Davon müssen zwei Jahre diese 75 Stunden monatlicher Arbeitszeit in begrenzt komplexen Projekten beinhalten. Diese Regelung ermöglicht auch Teilzeitbeschäftigten die Teilnahme an Zertifizierungsmassnahmen. Das eingereichte Referenzprojekt muss wenigstes eines der folgenden Kriterien erflüllen:

  • Der Umfang des Referenzprojektes muss mindestens 250 Personentage ohne den eigenen Aufwand betragen.
  • Der Kandidat muss im Referenzprojekt mindestens 200 Stunden Tätigkeit als Projektleiter, stellvertretender Projektleiter, Co-Projektleiter oder Teilprojektleiter nachweisen können.
  • Die Tätigkeit des Kandidaten muss im Zusammenhang einer direkten oder indirekten Führung von 5 Personen stehen.

Zertifizierungsschritt Referenzprojekt abschliessen

Wenn das Referenzprojekt positiv bewertet wurde, lässt der VZPN den Kandidaten zum nächsten Zertifizierungsschritt, der schriftlichen Prüfung, zu. Eine evtl. Nichtzulassung wird der VZPN schriftlich begründen. Sollte die Nichtzulassung am mangelnden Referenzprojekt liegen und der Kandidat noch ein anderes Referenzprojekt mit besseren Voraussetzungen haben, kann er dieses zur Begutachtung nachreichen.

Schriftlicher Prüfungsabschnitt

Die Zulassung zur schriftliche Prüfung setzt den erfolgreichen Abschluss des Referenzprojektes voraus. Der Kandidat darf zur schriftlichen Prüfung nur gedruckte Unterlagen und einen Taschenrechner mitnehmen, aber keine Hilfsmittel, mit denen er Erkundigungen ausserhalb des Prüfungsraumes einholen könnte. In der zweistündigen schriftlichen Prüfung muss der Kandidat mehrere Fragen zu Fallbeispielen der SWISS.ICB4 beantworten. Hierbei muss der Kandidat mindestens 50% der max. möglichen Punkte erreichen.

Zertifizierungsschritt schriftliche Prüfung abschliessen

Der VZPN bewertet die schriftliche Prüfung des Kandidaten. Wenn bei dieser Bewertung bis max. 8 Punkte zum Bestehen fehlen, erfolgt eine noch zweite Bewertung durch eine andere Person. Bei Nichtbestehen hat der Kandidat die einmalige Möglichkeit, die Prüfung zu wiederholen.

Zertifizierungsschritt Bericht

Im Bericht müssen 23 Kompetenzen, welche der Kandidat selbst auswählen kann, beschrieben werden. Diese Kompetenzen müssen einem gewissen Standard nach Kapitel 2.2 Zertifikatserteilung genügen.

Zertifizierungsschritt Bericht abschliessen

Der VZPN prüft und bewertet den Bericht mit einem der folgenden Resultate, die möglich sind:

  • Der Kandidat wird ohne Auflage zum Interview zugelassen.
  • Der Kandidat wird mit Auflage zum Interview zugelassen.
  • Der Kandidat wird nicht zum Interview zugelassen.

Im Falle einer Nichtzulassung kann der Kandidat eine zweite Version des Berichtes ausarbeiten und einreichen. Diese zweite Version wird dann von dem gleichen Prüferkollegium begutachtet und bewertet.

Interview

Für das Interview, in welchem es um das eingereichte Referenzprojekt geht, sind max. 90 Minuten vorgesehen. Im Interview werden 18 Kompetenzindikatoren behandelt, davon sind 4 aus den Bereichen Kontext, Menschen und Praktiken. Weiter werden auch 4 Pflichtkompetenzen aus dem Bereich Projektmanagement behandelt:

  • 2.05 Führung – nach Kapitel 4.4.5 SWISS.ICB4
  • 3.02 Anforderung und Ziele – nach Kapitel 4.5.2 SWISS.ICB4
  • 3.10 Planung und Steuerung – nach Kapitel 4.5.10 SWISS.ICB4
  • 3.12 Stakeholder – nach Kapitel 4.5.12 SWISS.ICB4

Verhaltensvergleiche aus zeitlich unterschiedlichen Perspektiven

Während de Interviews beurteilt und bewertet der VZPN geänderte Verhaltensweisen des Kandidaten von zeitlich getrennten Fallbeispielen. Folgende Eckpunkte bilden ein Verhaltensdreieck:

  • Eine Situation spiegelt den Ausgangspunkt einer Handlung wider.
  • Entsprechend der Situation werden bestimmte Handlungen und Massnahmen eingeleitet.
  • Die Vorgehensweise führt zu Ergebnissen und Veränderungen.

Interview abschliessen

Wenn der Kandidat von den geforderten Kompetenzen 60% oder 11 der 18 Kompetenzindikatoren korrekt dargelegt und wiedergegeben hat, so ist das Interview erfolgreich absolviert. Wenn der Kandidat das Interview nicht besteht, kann er es max. einmal wiederholen. Das Prüfkollegium besteht dann aus zwei neuen Kollegen.

Änderung des Zertifizierungslevels

Wenn der Kandidat das Zertifikat IPMA Level C nicht mehr erfolgreich abschliessen kann, so hat er noch die Möglichkeit, den Zertifizierungslevel auf IPMA Level D zu wechseln und diesen zu absolvieren.

Fazit

Das Zertifikat IPMA Level C ist in der Schweiz ein allgemein anerkannter Nachweis über die Befähigung, Aufgaben mit einer gewissen Komplexität im Management zu übernehmen und erfolgreich durchzuführen. Absolventen und Inhaber eines solchen Zertifikates übernehmen in öffentlichen Verwaltungen, aber auch in privaten Unternehmen komplexe Leitungs- und Führungsaufgaben.